Darum wird ESG dieses Jahr auf der Risikomanagement-Agenda nach oben rücken
23.02.2022 von Thomas Becker
Der Grundsatz, dass die Gewinne eines Unternehmens nicht auf Kosten der Umwelt, der Menschen oder als Ergebnis unethischer Geschäftspraktiken erzielt werden sollten, gilt bereits seit Jahrhunderten. Ende des 19. Jahrhunderts begannen beispielsweise religiöse Organisationen, an der Börse zu investieren, mieden jedoch Investitionen in den Waffenherstellungssektor.
Was ist heute anders? Aus planlosen Bemühungen in der Vergangenheit haben sich klare Grundsätze herauskristallisiert:
- UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte1: Im Juni 2011 hat der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen drei Grundsätze verabschiedet, die Staaten und Unternehmen zu Vorgehensweisen anregen sollen, die zur Wahrung der Menschenrechte und zum Schutz grundlegender Freiheiten beitragen. Die Leitprinzipien fordern Staaten nicht nur auf, Gesetze und wirksame Sanktionen bei Verstößen gegen sie einzuführen. Auch alle Unternehmen sollen unabhängig von ihrer Größe und Branche ein angemessenes Risikomanagement haben.
- UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung2: Die 2015 verabschiedeten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind ein „gemeinsamer Entwurf für Frieden und Wohlstand für Menschen und den Planeten, heute und in Zukunft“. Moderne ESG-Grundsätze orientieren sich an den folgenden Zielen: „E“-Faktoren wie bezahlbare, saubere Energie sowie Klimaschutz an Land und auf See; „S“-Faktoren, die von der Beendigung von Armut und Hunger bis zu Bildung und menschenwürdiger Arbeit für alle reichen; „G“-Faktoren, wie verantwortungsvolle Produktion sowie Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.
- OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln: Der 2018 von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichte Leitfaden empfiehlt eine Due-Diligence-Prüfung, um negative Auswirkungen von ESG-Faktoren auf Investitionen von Unternehmen zu erkennen, zu verhindern oder zu mindern.
Bislang lag der Schwerpunkt im Bereich ESG auf ethischen und nachhaltigen Investitionen. Die oben genannten Leitlinien und Ziele bilden jedoch die Grundlage für bewährte Verfahren und Rechtsvorschriften, die weltweit – insbesondere in der EU – zur Diskussion stehen. Da ESG über das Gebiet von Finanzberatern, Risikokapitalgebern und institutionellen oder privaten Anlegern hinaus an Bedeutung gewinnt, stehen Unternehmen weltweit immer öfter unter Druck, ESG in ihr Risikomanagement für Dritte aufzunehmen.
Zwei Gründe, warum Sie ESG in die Due-Diligence-Prüfung Ihrer Lieferanten aufnehmen sollten
Bereits vor 2020 hat der Begriff „ESG“ mehr Aufmerksamkeit in den Medien erhalten und sind Verbraucher zunehmend für die Problematik sensibilisiert. Durch COVID-19 ist der Begriff jedoch noch sichtbarer geworden, da die weltweite Pandemie die Nachhaltigkeit von Lieferketten und soziale Fragen in die Schlagzeilen und in die sozialen Medien gebracht hat. Mit der zunehmenden Bedeutung von ESG sind auch die Risiken für Unternehmen größer geworden.
- Reputationsrisiko: Verbraucheraktivismus in Kombination mit schneller digitaler Kommunikation bedeutet, dass das Potenzial von PR-Problemen größer geworden ist. Hält zum Beispiel ein Unternehmen seine Verpflichtungen in Bezug auf ESG nicht ein, kann schon ein einziger Tweet in wenigen Stunden zu einer Flut negativer Nachrichten, Boykottaufrufen und in manchen Fällen sogar zu revoltierenden Anlegern führen. Als Vorwürfe aufkamen, dass die Arbeiter in einer britischen Textilfabrik weniger als den Mindestlohn verdienen, trugen negative Berichte in den Medien dazu bei, dass der Wert des Online-Modehändlers3 um 1 Milliarde britische Pfund einbrach.
- Regulatorisches Risiko: Viele ESG-Standards und bewährte Praktiken sind zwar nicht verbindlich vorgeschrieben, aber auch Regierungen machen sich immer öfter für sie stark. Die EU ist mit derzeit 245 freiwilligen oder verbindlichen Berichten in Bezug auf ESG hier ein Vorreiter. Dazu gehört auch die im März 2021 verabschiedete verbindliche Richtlinie über Sorgfaltspflichten im Bereich Menschenrechte, Umwelt und gute Unternehmensführung4. Das Gesetz wird voraussichtlich in diesem Jahr in Kraft treten. Die EU-Mitgliedstaaten werden anschließend die Richtlinie in nationales Recht umsetzen, um sicherzustellen, dass börsennotierte oder andere große Unternehmen, Finanzdienstleister oder risikoreiche KMU ethisch einwandfrei arbeiten und ihre Due-Diligence-Prüfung für Lieferanten ausweiten, um potenzielle oder tatsächliche negative Auswirkungen auf Menschenrechte, die Umwelt und verantwortungsvolle Unternehmensführung in ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu mindern. Mehrere staatliche Stellen in den USA haben ähnliche Schritte unternommen, und auch bei Gesetzgebern scheint ESG hohe Priorität zu haben.
Die zunehmende Regulierung macht es noch wichtiger, die Prozesse zum Risikomanagement in Bezug auf Dritte zu optimieren, damit die gesamte Lieferkette transparenter wird. Mit Schritten zum Stärken ihrer Due-Diligence-Prüfung von Lieferanten und einer kontinuierlichen Risikoüberwachung erzielen Unternehmen jedoch strategische Vorteile: Ein robustes Programm steht nicht nur auf dem Papier und hakt nicht nur Punkte ab. Es verringert potenzielle regulatorische Risiken, schafft zugleich Vertrauen bei Investoren wie Kunden und trägt damit langfristig zur Wertschöpfung bei.
Wie können Unternehmen ein wirksames Risikomanagement für Dritte realisieren?
Mit den richtigen Daten zur Hand ist es einfacher, den Überblick über ESG-Risiken zu behalten. Hier kann Nexis Solutions helfen. Mit Plattformen zur Risikominderung wie Nexis Diligence™ und Nexis® Entity Insight können Unternehmen risikoorientierte Due-Diligence-Prüfungen und ein Monitoring von Dritten in einer weltweit unübertroffenen Sammlung aus Nachrichten, Unternehmens-, Rechts- und Regulierungsdaten – aus globalen, regionalen, nationalen und lokalen Quellen – durchführen. Neben diesen wertvollen Inhalten gestatten die zugrundeliegenden Such- und Filtertechnologien Unternehmen auch die Anpassung von Suchbegriffen und anderen Parametern an ihre individuelle Risikokonstellation. Möchten Sie Daten in eigenen Anwendungen nutzen? Mit den flexiblen API- und Datensatzoptionen von Nexis® Data Integration können Unternehmen eine Prüfung auf negative Nachrichten in Medien schnell automatisieren, um auf auftauchende ESG-Probleme hingewiesen zu werden.
Nächste Schritte:
- Informieren Sie sich in unserem Whitepaper "Nachhaltigkeit unterstützen: EU erhöht Druck zur Erfüllung von ESG-Standards" über die Themen ESG und Risikominderung.
- Lesen Sie auch unseren Blogbeitrag "So verbessern Sie Ihre ESG-Bewertung mit Big Data".
Quellen:
1 Guiding Principles on Business and Human Rights, ohchr.org, 2011
2 SDG Resource Centre, sdgresources.relx.com
3 More than £1bn wiped off Boohoo value as it investigates Leicester factory, theguardian.com, 06.07.2020
4 ESG Trends and Hot Topics, corpgov.law.harvard.edu, 25.08.2021
Zur Person
Thomas Becker Business Development Manager Risk & Compliance

Thomas Becker ist Business Development Manager Risk & Compliance bei der LexisNexis GmbH. Seit über neun Jahren verantwortet er den Auf- & Ausbau für Süddeutschland & Österreich und betreut branchenübergreifend Compliance-Projekte. Außerdem ist er Mitglied im Deutschen Institut für Compliance (DICO).
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