Intelligente Lieferketten: Mit Data Analytics Risiken bekämpfen

27.10.2022 von Thomas Becker

Die letzten Jahre waren durch Störungen in Lieferketten gekennzeichnet – von COVID-19 über die Suez-Blockade bis hin zur Invasion in der Ukraine. Oft sind es auch illegale oder unethische Aktivitäten in der Lieferkette, die von Unternehmen nicht rechtzeitig erkannt werden und zu erheblichen rechtlichen, reputationsbezogenen, finanziellen und strategischen Sanktionen führen. In diesem Blog betrachten wir einige dieser Risiken und zeigen, wie Unternehmen durch den intelligenten Einsatz von Daten und Technologien wichtige Einsichten in ihre Lieferketten gewinnen können.

ESG Supply Chain Disruption

Lieferketten sind undurchsichtiger als je zuvor

Die Entwicklungen der letzten 20 Jahre waren in ihrer Erscheinung und Auswirkung kaum vorherzusehen. Globale Trends sowie einschneidende Ereignisse fordern die Robustheit von Lieferketten immer wieder heraus. Warum das Lieferkettenmanagement heute schwieriger denn je ist zeigen diese vier Trends:

  • Globalisierung: Produkte und Dienstleistungen, die Unternehmen verkaufen, durchlaufen oftmals dutzende Unternehmen in verschiedenen Rechtsordnungen. Es ist nicht einfach, diesen Prozess im Griff zu behalten.
  • Digitalisierung: Die Pandemie hat die Annahme von digitalen Dienstleistungen und Telearbeit in Unternehmen beschleunigt. Dadurch war es schwierig oder gar unmöglich, potenzielle oder bestehende Lieferanten zu besuchen, um ihre Compliance-Regelungen und ihre ESG-Bilanz zu prüfen. Dieser Trend wird wahrscheinlich anhalten.
  • Störungen in der Lieferkette: Die Ukraine, die Energiekrise, Lithiumknappheit, die Blockade des Suezkanals, Naturkatastrophen – die Liste lässt sich fortsetzen. Diese Schocks kommen offenbar immer häufiger vor und bringen drastische Veränderungen in Lieferketten mit sich. Das bedeutet, dass Unternehmen mehr denn je Risiken durch ihre Zulieferer minimieren müssen.
  • Veränderungen bei Sanktionen: Der Konflikt in der Ukraine hat zu zahlreichen globalen Sanktionsmaßnahmen geführt. Das verdeutlicht die Notwendigkeit, Personen und Unternehmen zu prüfen, um Verstöße gegen Sanktionen zu vermeiden.

Undurchsichtige Lieferketten: ein existenzbedrohendes Risiko für Unternehmen

Die Erfüllung der sogenannten Lieferkettesorgfaltspflichten ist schwierig, aber ein Muss für Unternehmen, die überleben und wachsen wollen. Weltweit verlangen Aufsichtsbehörden immer öfter einen Nachweis, dass Unternehmen mit wirksamen Due-Diligence-Prüfungen von Dritten und Zulieferern gegen Verletzungen von Menschenrechten und Umweltbelastungen in ihren Lieferketten vorgehen. Gesetze aus der letzten Zeit sind zum Beispiel:

  • Europäische Union: Der Entwurf der Europäischen Kommission für eine Richtlinie über Sorgfaltspflichten von Unternehmen mit Blick auf Nachhaltigkeit sieht verbindliche Sorgfaltspflichten für Unternehmen in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz sowie neue Regelungen für die Rechtsdurchsetzung vor.1
  • Deutschland: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das im Januar 2023 in Kraft tritt, verpflichtet große Unternehmen, durch geeignetes Risikomanagement sicherzustellen, dass in ihren Lieferketten keine Menschenrechtsverletzungen vorkommen.2
  • Frankreich: Das französische "Gesetz zur Sorgfaltspflicht von Muttergesellschaften und Auftraggebern (Loi relative au devoir de vigilance des sociétés mères et des entreprises donneuses d’ordre)" verpflichtet große französische Unternehmen, einen Plan zum Erkennen, Verhindern und Vermindern von Verstößen gegen Menschenrechte und Umweltschutzvorschriften zu veröffentlichen und umzusetzen.3 Weitere Änderungen sind mit Blick auf den Richtlinienentwurf in der EU zu erwarten.
  • USA: Das US Uyghur Forced Labor Prevention Law aus dem Jahr 2021 verbietet Unternehmen die Einfuhr von Produkten, die in der chinesischen Provinz Xinjiang hergestellt wurden, wenn sie nicht nachweisen können, dass in der Produktion zu keinem Zeitpunkt Zwangsarbeit eingesetzt wurde.4
  • Singapur: Die Monetary Authority of Singapore hat 2018 neue Leitlinien veröffentlicht, die von Finanzinstituten ein wirksames Risikomanagement in ihrem Outsourcing verlangen.5 Die Due-Diligence-Prüfung sollte sich auf den Ruf und die Führung eines Unternehmens erstrecken. Eine erweiterte Due-Diligence-Prüfung sollte durchgeführt werden, wenn in der Rechtsordnung eines Lieferanten erhöhte Risiken bestehen.

Regulatorische Risiken sind für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, aber ein mangelndes Verständnis ihrer Lieferketten bringt weitere Herausforderungen mit sich:

  • Reputationsrisiko: Von Unternehmen wird erwartet, dass sie sich ethisch verhalten und konsequent ihr Engagement in Bezug auf ESG-Fragen unter Beweis stellen. Solche Bemühungen können aber über Nacht zunichte gemacht werden, wenn sich zeigt, dass ein Zulieferer in unethische oder illegale Aktivitäten verwickelt war. Zum Beispiel: Viele Unternehmen, die mit einem der weltweit größten Lieferanten von Stahlrohren zusammengearbeitet haben, werden derzeit nach ihren Due-Diligence-Verfahren befragt, nachdem der Lieferant von US-Behörden wegen Bestechung mit einem Bußgeld belegt wurde.
  • Finanzielle Risiken: Störungen in der Lieferkette können verheerende Auswirkungen für den Gewinn eines Lieferanten haben. Wenn ein Unternehmen jedoch bereits die finanzielle Gesundheit seiner Lieferanten bewertet hat, kann es besser vorhersagen, welche von ihnen am ehesten in der Lage sind, einen unerwarteten Schock zu überstehen und das Geschäftswachstum aufrechtzuerhalten. Auch hohe Bußgelder, in Folge von schlechter Risikoprävention, können die finanzielle Lage eines Unternehmens schwächen. Nach dem deutschen Lieferkettengesetz müssen Unternehmen hier mit Bußgeldern von bis zu 2 % ihres weltweiten Umsatzes rechnen.

Daten und Technologie geben wichtige Einblicke in Lieferketten

Intelligente Technologien sind für Unternehmen zu einem wertvollen Instrument geworden. Mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen können große Datenmengen in Echtzeit analysiert werden. Mit dem richtigen Datensätzen lassen sich so tausende Zulieferer überwachen und Risikobewertungen erstellen. Einige Unternehmen nutzen außerdem Blockchain-Technologie, um Produkte und Dienstleistungen im Verlauf der Lieferkette zu verfolgen.

Trotz der vielen Vorteile und Chancen nutzen dies erst wenige Unternehmen aktiv. Weniger als ein Viertel der von Deloitte im Jahr 2021 befragten britischen Unternehmen haben Data Analytics zu einem Teil ihrer Risikostrategie gemacht.6 Darüber hinaus räumen viele Unternehmen technologischen Entwicklungen Priorität ein, ohne dass sie sich darüber im Klaren sind, dass diese Instrumente nur so effektiv sind wie die ihnen zugrunde liegenden Daten. Hochwertige und valide Daten sind die Grundlage für einen effektiven Einsatz von Technologien für Supply Chain Intelligence.

Für Unternehmen haben sich weiterhin folgende Maßnahmen bewährt:

  • Erwartungen an Lieferanten klar kommunizieren: Die Compliance-Politik eines Unternehmens und seine Erwartungen an ethisches Verhalten sollten gegenüber Dritten klar kommuniziert und in Vertragsbedingungen aufgenommen werden. Wenn die potenziellen Risiken erheblich sind, sollten Unternehmen in Betracht ziehen, potenzielle Zulieferer zu bitten, sich einem Audit zu unterziehen.
  • Die Lieferkette ständig im Auge behalten: Da Zulieferer ständig wechseln, müssen Unternehmen entsprechende Änderungen berücksichtigen, die wiederum neue Risiken mit sich bringen können. Eine einmalige Bewertung reicht nicht aus, stattdessen ist eine kontinuierliche Überprüfung notwendig.
  • Mitarbeiter mit Blick auf die Erwartungen an die Lieferkette schulen: Alle Mitarbeiter, die mit Zulieferern zu tun haben, sollten ein wirksames Training zu den Richtlinien für das Risikomanagement in Lieferketten erhalten. Ferner sollte die Unternehmensführung Mitarbeiter dazu anhalten, verdächtige Aktivitäten zu melden.
  • Niemals Abstriche mit Blick auf Sorgfaltspflichten machen: Bei Engpässen oder Störungen in der Lieferkette neigen viele Unternehmen dazu, Abstriche bei ihren Sorgfaltspflichten zu machen, um den Geschäftsbetrieb so schnell wie möglich wiederherstellen zu können. Dies führt allerdings langfristig zu höheren Kosten. Auch macht eine wirksame Due Diligence die Lieferkette widerstandsfähiger gegen zukünftige Probleme.

So hilft LexisNexis

Wir helfen Unternehmen mit unserer enormen Vielfalt an aggregierten Daten, Risiken in ihrer Lieferkette zu verstehen und zu bewältigen:

  • Nachrichtendaten helfen Unternehmen, den Ruf ihrer Lieferanten zu beurteilen.
  • Anhand von PEP- und Sanktionsdaten können Unternehmen ihre Lieferanten auf sanktionierte Einrichtungen oder risikoreichere PEP überprüfen, die eine verstärkte Sorgfaltspflicht rechtfertigen könnten.
  • Zugang zu ESG-Ratings geben einen Überblick über das Profil eines Unternehmens mit Blick auf Umweltschutz, Soziales und Unternehmensführung (ESG), sodass Reputations- oder ethische Risiken besser zu verstehen sind.
  • Juristische Daten können aufzeigen, ob ein Lieferant oder einer seiner Führungskräfte in einen Verstoß gegen geltendes Recht verwickelt war.
  • Unternehmensdaten helfen bei der Beurteilung der finanziellen Solidität eines Zulieferers und damit der Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz im Fall von Störungen in der Lieferkette.

Nächste Schritte:

  1. Erfahren Sie mehr über unsere vielfältigen Compliance- und Data-Integration-Lösungen und beantragen Sie einen kostenfreien Testzugang.
  2. Laden Sie unsere Checkliste für intelligente Lieferketten herunter.

Quellen:

1 Proposal for a Directive on corporate sustainability due diligence and annex, ec.europa.eu, 23.02.2022
2 Overview of the German Supply Chain Due Diligence Act, taylorwessing.com, 28.07.2021
3 France's corporate duty of vigilance law: current issues and preparing, herbertsmithfreehills.com, 04.04.2018
4 US ‘forced labour’ law bans goods from China’s Xinjiang region, aljazeera.com, 21.06.2022
5 Outsourcing: Singapore Overview, uk.practicallaw.thomsonreuters.com, 01.05.2021
6 Enterprise risk management (ERM) UK survey 2021, deloitte.com, 09.2021

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