3 wichtige Erkenntnisse, die sich aus dem Korruptionswahrnehmungsindex ergeben
14.05.2020 von Chris Schneider
Seit fast einem Vierteljahrhundert beleuchtet der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perception Index – CPI)1 von Transparency International die weltweite Situation der Korruption. Er analysiert das im öffentlichen Sektor wahrgenommene Korruptionsausmaß. Mit dem Korruptionswahrnehmungsindex für 2019 zeichnete Transparency International ein erschütterndes Bild der Korruption weltweit. Werfen Sie einen genaueren Blick auf die Ergebnisse und erfahren Sie, was Risiko-Management-Experten daraus lernen können.
Korruption bleibt weltweites Problem
2019 gab es überall auf der Welt zahlreiche Proteste gegen Korruption. Millionen von Menschen im Irak, im Libanon, in Chile, in Nicaragua, in Algerien und in anderen Ländern gingen gegen Korruption in Politik und Wirtschaft auf die Straße und forderten eine stärkere Einbindung in Entscheidungsprozesse im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereich. Diese Proteste zeigen ein wachsendes Misstrauen gegenüber Beamten und gewählten Volksvertretern, die die politische Integrität in den betroffenen Ländern untergräbt.
In der aktuellen Ausgabe stellten die Compliance-Experten und Wirtschaftsvertreter, die zur Erstellung des Index beitrugen, trotz der zahlreichen Anti-Korruptionsbewegungen keinen beziehungsweise nur wenig Fortschritt fest. Dies zeigt sich auch an dem abermals unveränderten weltweiten Durchschnitt von 43 Punkten sowie dem Umstand, dass mehr als zwei Drittel der Länder und Regionen erneut weniger als 50 Punkte erzielten. Der Index reicht von 0 (hohes Maß an Korruption) bis 100 (keine Korruption).
Einige wenige Länder wie Griechenland, Guyana und Estland verzeichneten eine positive Entwicklung, während andere Länder abrutschten, darunter Kanada, Nicaragua und Australien. Wie auch in den vergangenen Jahren befanden sich Dänemark, Neuseeland, Finnland und Singapur als jene Länder mit der geringsten Korruptionsneigung am oberen Ende des Index. Syrien, der Südsudan und Somalia gehörten zu den Ländern mit der geringsten Punktezahl. Die aktuelle Ausgabe des CPI legte den Schwerpunkt auf die Beziehungen zwischen Politik, Geld und Korruption. Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt.
Versagen bei der Einhaltung von Korruptionsrichtlinien verdeutlicht Risikobereiche
Auch die Länder, die im öffentlichen Sektor laut Index am wenigsten korruptionsanfällig sind, leiden dennoch weiterhin im privaten Sektor unter Korruption und sind von Problemen wie Geldwäsche betroffen.
Strafzahlungen und Klageerhebungen, die in letzter Zeit viel öffentliche Aufmerksamkeit erhalten haben, unterstreichen die Tatsache, dass sogar Länder am oberen Ende des CPI den Vollzug von Gesetzen zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung forcieren müssen. Fälle grenzüberschreitender Korruption und Bestechung haben die fragwürdige Rolle multinationaler Konzerne hervorgehoben, die diese im politischen und wirtschaftlichen Leben von Entwicklungsländern spielen.
Paradebeispiel: Vergleich im Fall Airbus
Am 31. Januar 2020 stimmte der Flugzeughersteller Airbus dem bis dato teuersten außergerichtlichen Vergleich (Deferred Prosecution Agreement – DPA) in einem Korruptionsverfahren zu, und somit einer Zahlung in Höhe von 3,6 Milliarden Euro an die Behörden dreier Länder: an die Strafverfolgungsbehörde für schwere Betrugsdelikte (Serious Fraud Office) in Großbritannien, an die Staatsanwaltschaft für Wirtschafts- und Finanzkriminalität (Parquet National Financier) in Frankreich und an das US-Justizministerium (U.S. Department of Justice). Die grenzüberschreitenden Ermittlungen begannen, nachdem der europäische Luftfahrtpionier im Jahr 2016 gegenüber den Behörden selbst Fehlverhalten eingeräumt hatte. In einem Bericht über die DPA stellte der Economist fest: „Das Ausmaß der Strafzahlung, das andere Vergleiche in Bestechungsfällen der letzten Jahre in den Schatten stellt, spiegelt schwerwiegende, weit reichende Vorwürfe wider, wonach Airbus in mehreren Märkten externe Berater eingesetzt haben soll, um Kunden beim Kauf ziviler und militärischer Flugzeuge zu bestechen. Die Strafzahlungen belaufen sich insgesamt auf einen Betrag, der das Netto-Konzernergebnis für 2018 um mehr als 500 Millionen Euro übersteigt.“2
So ebnen Unternehmen den Weg in eine weniger korrupte Welt
Zusätzlich zur Veröffentlichung der jährlichen Erhebungsergebnisse drängt Transparency International Regierungen und Amtsträger dazu, dem Kampf gegen Korruption höchste Priorität einzuräumen. Aber auch der private Sektor spielt eine wichtige Rolle – ein Umstand, der im Rahmen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums hervorgehoben wurde. Besonderes Augenmerk wurde in diesem Jahr daraufgelegt, dass sich Unternehmen zur Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsfaktoren Umwelt, Soziales und Governance (Environmental, Social and Governance – ESG) verpflichten.
Unternehmen müssen robuste Risikomanagementprogramme einführen, um mit einem zunehmenden, von Dritten ausgehenden Risiko umgehen zu können. Solche Dritte waren etwa die Mittelsmänner, die zum Airbus-Fall führten. Risiko-Management-Programme verringern das Risiko von Strafzahlungen, schützen den Ruf des Unternehmens und entsprechen den Ethik-Erwartungen von Investoren, Mitarbeitern und Verbrauchern.
Due Diligence und eine fortlaufende Risikoüberwachung spielen ausschlaggebende Rollen beim Schutz von Organisationen vor Risiken in Bezug auf Dritte. Dies gilt nicht nur für jene Unternehmen, die in Branchen und Regionen tätig sind, in denen viel Korruption öffentlich wahrgenommen wird, sondern für alle Unternehmen mit einem größeren Kundennetz und weltweiten Lieferketten. Jedes regelkonforme Verhalten bringt uns alle einer Welt ohne Korruption näher.
Nächste Schritte:
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Quellen:
1. Corruption Perception Index 2019. transparency.org, 23.01.2020
2. Airbus agrees to pay a huge fine to settle a bribery case. economist.com, 31.01.2020
Zur Person
Chris Schneider Associated Head of Sales

Chris Schneider war Associated Head of Sales bei der LexisNexis GmbH. Seit über acht Jahren ist er im Data & Analytics-Umfeld tätig und verfügt über einen großen Erfahrungsschatz hinsichtlich der Betreuung von Compliance-Projekten in der Finanz- und Bankenbranche. Er war bei zahlreichen Corporate-Projekten involviert.
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