Lieferanten-Engagement – So verringern Sie Ihr Reputationsrisiko
21.09.2017 von Salvatore Saporito
Markenreputation war noch nie so wichtig wie heute, um Einfluss auf Konsumenten- und Aktionärsentscheidungen zu nehmen. Gleichzeitig können die hohe Geschwindigkeit der Medienproduktion und öffentliche Meinungsäußerungen das Image einer Marke im Handumdrehen verändern. Denken Sie nur an die negative mediale Berichterstattung zurück, als zu Beginn dieses Jahres bekannt wurde, dass in der türkischen Lieferkette von Marks & Spencer syrische Flüchtlinge in Fertigungsanlagen eingesetzt wurden. Oder an den Absatzeinbruch einzelner Lebensmittelmarken, nachdem Verbrauchern zu Ohren gekommen war, dass auf Fischerbooten von Zulieferern Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden. Die Reputation einer Marke beruht heutzutage nicht mehr nur auf den unternehmenseigenen Geschäftspraktiken, sondern auf der gesamten Lieferkette. Ein effizientes Lieferanten-Engagement ist unabdingbar, um Ihr Unternehmen als ethische und verantwortungsvolle Firma zu positionieren und das Vertrauen der Aktionäre nicht zu verlieren. Dabei spielen Transparenz und Sichtbarkeit durch Due Diligence und fortlaufende Risikobeobachtung die Hauptrolle.
Welche Rolle spielt Transparenz im Lieferkettenmanagement
Unternehmen stehen unter enormem Druck, Ihr Lieferkettenmanagement zu verbessern. Einige davon sind:
- Rasche Anpassungen des Liefersystems, um Anforderungen der Aktionäre, Regulierungsbehörden und Unternehmensführung zu erfüllen;
- Beiträge zu nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs), beispielsweise SDG 8: Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit;
- Angaben zu Produkten, Werkstoffen, Herstellungsprozessen, Zulieferpraktiken und Lager-/Distributionsprozessen veröffentlichen, um für höhere Transparenz gegenüber Verbrauchern zu sorgen;
- Lieferketten modifizieren, um sicherere und nachhaltigere Produkte zu entwickeln, die aktuelle behördliche Auflagen erfüllen;
- Fortschritte bezüglich der Nachhaltigkeit in der Lieferkette mit Aktionären teilen.
Wie teuer ist Nichtstun?
Primark gilt als eine der größten Erfolgsgeschichten im Modeeinzelhandel der letzten zehn Jahre. Einen Rückschlag für die Unternehmensreputation stellte der tragische Einsturz des Rana Plaza1 dar, der verheerendste Unfall in der Geschichte der Bekleidungsindustrie. Denn Kunden wurden wieder einmal daran erinnert, dass schnelle und günstige Mode kaum aus nachhaltiger oder ethisch korrekter Artikel stammen kann. Primark hat Schritt für Schritt eine Reihe an Strategien implementiert, um die Lebensgrundlage seiner Mitarbeiter zu verbessern und seine negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Darüber hinaus zählte Primark zu den ersten Handelsunternehmen, die die Übereinkunft bezüglich Feuer und Gebäudesicherheit in Bangladesch (Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh) unterzeichneten. Als Folge wurden Primark Auszeichnungen für ethische Arbeitsbedingungen verliehen und das Unternehmen, das nun als verantwortungsvollere Firma wahrgenommen wird, konnte seine Branchenposition behaupten.
Für weltweit agierende Unternehmen wie Nestlé S.A., dem 240 Milliarden US-Dollar schweren Schweizer Nahrungs- und Getränkegiganten, wird moderne Sklaverei innerhalb der eigenen Lieferketten immer mehr zu einem rufschädigenden Albtraum. Kaffee und Kakao, zwei der wichtigsten Ernteerzeugnisse der Marke, stammen größtenteils aus afrikanischen und südamerikanischen Anbaugebieten, wo selbst Mutterunternehmen nicht immer vollständigen Einblick in die Lieferkette haben. Nestlé wurde vorgeworfen, Kakao von der Elfenbeinküste zu beziehen, einem Land, in dem Kinderarbeit offiziell nachgewiesen wurde. Diese Thematik spitzte sich im Januar 2016 zu, als der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten sich weigerte, eine Beschwerde von Nestlé2 sowie zwei weiteren Unternehmen zuzulassen. Nestlé arbeitet nun an einer Verteidigung gegen die Anschuldigungen der erstinstanzlichen Gerichte. Das Unternehmen hat seine Kommunikation gegenüber den Konsumenten zur Nachhaltigkeit der Rohstoffbeschaffung verbessert und den Anteil der direkt und ohne Zwischenhändler bezogenen Rohstoffe erhöht, was zu gesteigerter Nachverfolgbarkeit und Gewährleistung der Produktqualität führen könnte. Es ist jedoch noch zu früh, um die langfristigen Auswirkungen auf das Konsumentenvertrauen einzuschätzen.
Fragen des Reputationsrisikos beschränken sich aber keineswegs auf die Konsumgüterindustrie. 2008 beschäftigte das Bauunternehmen Skanska Subunternehmer für die Durchführung von Arbeiten im Rahmen eines Projektes über 600 Millionen britische Pfund. Die Subunternehmer vergaben ihrerseits einen Unterauftrag an eine kleine Trockenbaufirma, der zur Last gelegt wurde, ihren litauischen Arbeitern nur 8,80 Pfund für eine 40-stündige Arbeitswoche3 zu bezahlen. Der britischen Baugewerkschaft UCATT (Union of Construction, Allied Trades and Technicians) zufolge wurden Arbeitern „Überstunden nicht vergolten" und sie mussten „überhöhte Abzüge für Miet-, Material- und Versorgungsgebühren" in Kauf nehmen. Seit 2008 führt Skanska ein Programm für die Risikoabschätzung innerhalb seiner gesamten Lieferkette durch; zudem entwickelt das Unternehmen preisgekrönte Methoden zur Steuerung und Weiterentwicklung seiner Lieferkette.
Alle diese Beispiele haben eine deutliche Botschaft: Die Verbesserung der Transparenz und des Lieferantenengagements zu vernachlässigen, kann sich nicht nur auf das Ansehen und den Gewinn von Unternehmen auswirken, sondern durchaus auch ein gerichtliches Nachspiel und finanzielle Einbußen zur Folge haben. Unternehmen sollten daher nicht erst reagieren, wenn es zu spät ist. Es ist zweifelsfrei besser, proaktiv vorzugehen und ein mögliches Risiko bereits im Vorfeld zu verringern – auch aus ethischen Gesichtspunkten.
Einschätzung des eigenen Firmenrisikos
Aufgrund der Komplexität von Lieferketten fällt es häufig schwer zu verstehen, wo Lieferantenengagement und Transparenzanstrengungen gebündelt werden sollten. Eine Risikoeinschätzung kann Ihnen bei der Identifikation der eigenen Unternehmensrisiken. So können Sie Ressourcen gezielt fokussieren, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Mithilfe einer PESTEL-Analyse lassen sich die einzelnen Risiken folgendermaßen kategorisieren:
- Political
- Economic
- Social
- Technological
- Environmental
- Legal
Sobald diese Risiken identifiziert wurden, können Sie deren relative Bedeutung für Ihr Unternehmen einschätzen. Zunächst anhand der Wahrscheinlichkeit, dass ein derartiges Problem existiert (unter Einbeziehung von Faktoren wie vorhandene Richtlinien, Stärke der Lieferantenbeziehungen und Tragfähigkeit der Prüfverfahren). Und anschließend anhand der Einschätzung der potenziellen Auswirkungen auf Ihr Unternehmen, falls dieses Problem an die Öffentlichkeit gelangt.
Die wichtigsten Fragen, die Sie sich in Zusammenhang mit PESTEL-Risiken stellen sollten
- Liegt die Verantwortung für Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsfragen bei der Firmenleitung?
- Liegen Teile unserer Lieferkette in Konfliktgebieten oder Hochrisiko-Ländern?
- Wie stehen unsere Aktionäre zu SDGs und Menschenrechten?
- Haben wir in Bezug auf moderne Sklaverei und Menschenrechte innerhalb unserer Lieferketten gebührende Sorgfalt walten lassen?
- Über welche Zusicherungen vonseiten unserer Zulieferer verfügen wir?
Das können Sie jetzt tun:
- Fordern Sie eine kostenlose Demo von LexisNexis Entity Insight an - unserem neuen Tool für das proaktive Monitoring von Lieferketten und Risiken Dritter.
- Lesen Sie in unserem Blog mehr über die Risikoanalyse für Ihr Unternehmen.
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Quellen
1 Bangladesh factory collapse toll passes 1,000, BBC News, 10.05.2013
2 U.S. top court rejects Nestle bid to throw out child slavery suit, Lawrence Hurley, 11.01.2016
3 Forced Labour in the United Kingdom, JRF, 2017
Zur Person
Salvatore Saporito Team Leader Risk & Compliance Europe

Salvatore Saporito war mehr als sechzehn Jahre bei der LexisNexis GmbH tätig, unter anderem als Team Leader Risk & Compliance Europe. Er studierte an der Universität zu Köln Wirtschaftswissenschaften (Betriebswirtschaftslehre) mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann. Er ist Mitglied im Deutschen Institut für Compliance (DICO), dem Berufsverband der Compliance Manager (BCM), in der DGI Fachgruppe Compliance sowie im österreichischen Compliance Praxis Netzwerk. Salvatore Saporito ist regelmäßig Referent zum Thema Geschäftspartnerüberprüfung.
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