Vorwürfe gegen Modemarken: Umweltverschmutzung und moderne Sklaverei in Lieferketten – Wie Sie Reputationsrisiken minimieren

10.07.2017 von Salvatore Saporito

Zurzeit erscheinen überall auf der Welt glamouröse Fotos von der Haute Couture Fashion Week in Paris. Doch hinter den Kulissen sehen sich einige der größten Modemarken der Welt mit hässlichen Vorwürfen von Umweltverschmutzung, ethisch fragwürdiger Beschaffung und moderner Sklaverei entlang ihrer Zulieferketten konfrontiert.

Aktuelle Berichte decken Missstände in Mode-Lieferketten auf

Viskosematerialien ernten begeisterte Kritiken für seidigweichen Tragekomfort, fließenden Fall und Atmungsaktivität. Nachdem vor Kurzem Vorwürfe gegen einige internationale Modemarken publik wurden, sie hätten Viskose aus stark umweltverschmutzenden Fabriken bezogen, könnten die Verbraucher allerdings ihre Meinung ändern. Vertreter der Changing Markets Foundation besuchten zehn Produktionsstätten in China, Indien und Indonesien, in denen mutmaßlich Stoffe für Unternehmen wie Marks & Spencer, Tesco, H&M und den Zara-Eigentümer Inditex produziert werden. Im Rahmen der Untersuchung1 kamen Belege für schwere Umweltschädigungen einschließlich Wasserverschmutzung durch unbehandelte, verseuchte Abfälle und Luftverschmutzung zum Vorschein. Diese Verschmutzung „zerstört die Tier- und Pflanzenwelt des Meeres und setzt Arbeiter und Anwohner schädlichen Chemikalien aus", so der Bericht.

Der Offenlegung von Misständen in Lieferketten der Modewelt vorangegangen war die Veröffentlichung des 2017 Ethical Fashion Report2 von Baptist World Aid Australia. Dieser Bericht untersuchte den Umgang mit Arbeitnehmerrechten in 106 Bekleidungsunternehmen mit insgesamt 330 Marken und bewertete, wie effektiv diese Unternehmen die Risiken von Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Ausbeutung entlang ihrer Lieferketten bekämpfen und beseitigen. Dem Bericht zufolge ist „Transparenz weiter ein Problem in der Branche"; nur 7 % der untersuchten Unternehmen wussten, wo ihre gesamte Baumwolle herkommt. Es wird jedoch berichtet3, dass Kinder eingesetzt wurden, um Baumwolle zu pflücken und zu verarbeiten, aus der letztlich Kleidung für hochwertige Läden im Westen gefertigt wird. Die Lektion für die Marken ist klar: Wer seine Lieferanten nicht kennt, kann nicht gewährleisten, dass die an der Produktion beteiligten Arbeiter nicht ausgebeutet werden.

Viele Unternehmen haben sich allerdings in den letzten Jahren bemüht, die Transparenz entlang ihrer Lieferketten zu erhöhen. Der Ethical Fashion Report berichtet, dass 26 % der Unternehmen in diesem Jahr eine vollständige Liste aller Lieferanten veröffentlicht haben; im vergangenen Jahr waren es 16 %. 67 % der Unternehmen ergreifen Maßnahmen, um Lieferanten, Einkäufer und Werksleiter zu schulen und über Risiken von Menschenhandel, Kinderarbeit und Zwangsarbeit aufzuklären. 77 % der Unternehmen setzen sich aktiv dafür ein, mithilfe von Lieferantenkonsolidierung und/oder branchenübergreifender Zusammenarbeit die Leistung von und die Beziehungen zu Lieferanten zu verbessern.

Lange Lieferketten und saisonale Trends erhöhen Risiken

Angesichts immer neuer Kollektionen in jeder Saison konkurrieren Marken in der heutigen Modewelt miteinander darum, schnell große Mengen günstiger Kleidung zu produzieren. Dieser Druck verführt sie dazu, Abstriche zu machen und Nachhaltigkeitsthemen zu vernachlässigen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Das ist ein Ansatz, der sehr wahrscheinlich nach hinten losgeht. Die negative Berichterstattung der Changing Markets Foundation und Baptist World Aid Australia sollte Unternehmen daran erinnern, dass sie ihren Sorgfaltspflichten entlang ihrer Lieferketten gründlicher nachkommen müssen.

Aufgrund der langen und komplexen Lieferketten, die an der Fertigung von Kleidung beteiligt sind, trägt die Modebranche ein erhöhtes Risiko sittenwidriger Beschaffung als viele andere Branchen. Die Stufen in der Lieferkette eines Kleidungsstücks aus Baumwolle umfassen beispielsweise Baumwollaussaat, Baumwollernte, Entkörnung, Spinnen und Weben sowie den Cut-Make-Trim-Prozess. Auf jeder Stufe besteht das Risiko von Verschmutzung durch Fabriken, unsicheren Arbeitsbedingungen und Zwangsarbeit.

Große nordamerikanische und europäische Bekleidungsunternehmen setzen während des Herstellungsprozesses von Kleidung häufig Fabriken in Asien ein. Das erschwert es unter Umständen, jede einzelne Stufe der Lieferkette nachzuverfolgen. Als 2013 beim Einsturz des Rana Plaza in Bangladesh über tausend Arbeiter getötet wurden, wurden gegen viele Marken kritische Stimmen laut. In dem Gebäude waren Fabriken untergebracht, die Unternehmen wie Primark, KiK und C&A belieferten. Eine Kampagne4 in den Medien und sozialen Netzwerken forderte diese Unternehmen auf, in einen Entschädigungsfonds für die Arbeiter und Arbeiterinnen in diesem Gebäude einzuzahlen.

Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen sollten

1. Melden Sie sich für eine kostenlose Demo von LexisNexis Entity Insight an – unserem neuesten Tool für aktive Überwachung von Risiken in Verbindung mit Lieferketten und Dritten.

2. Vergegenwärtigen Sie sich die einzelnen Glieder Ihrer Lieferkette und erwägen Sie, eine vollständige Liste all Ihrer Lieferanten zu veröffentlichen.

3. Schulen Sie Lieferanten, Einkäufer und Fabrikleiter, damit diese die Risiken von Menschenhandel, Zwangsarbeit und Verschmutzung verstehen.


Quellen:

1 Changing Markets, Dirty Fashion, 13.06.2017
2 Baptist World Aid, Ethical Fashion Guide, 2017
3 The Guardian, Child labour in the fashion supply chain, 2017
4 The Guardian, Primark to pay 6m GBP more to victims of Rana Plaza factory in Bangladesh, 16.03.2014

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