Wie Unternehmen auf das Coronavirus reagieren, wird von Medien, Politikern und Verbrauchern genau beobachtet. Jene, die ihre Belegschaft nicht gut behandelt haben oder keine geeignete medizinische Ausrüstung bereitgestellt haben, werden es vielleicht nicht schaffen, sich von der scharfen Kritik zu erholen. In der Welt nach COVID-19 werden wahrscheinlich jene Unternehmen überleben, die vorweisen können, dass sie soziale Verantwortung übernehmen. Dazu zählt etwa die Verpflichtung zur Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG). Schon vor die Krise wollten wir wissen, wie Unternehmen Sozialverantwortung und profitable Geschäftstätigkeit unter einen Hut bringen. Deshalb haben wir einen Reporter nach Amsterdam geschickt. Er besuchte Tony’s Chocolonely, ein Unternehmen, das 2006 von einem Journalisten gegründet wurde, der moderne Sklaverei in der Kakaoindustrie durch den Verkauf von „100 % sklavenfreier“ Schokolade eliminieren wollte. Tony’s hat sich seither zu einer der größten Schokoladenmarken in den Niederlanden entwickelt und kürzlich in die USA und nach Großbritannien expandiert.
Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Fairness
Anne-Wil Dijkstra erfreut sich wahrscheinlich der besten Stellenbezeichnung der Welt – sie ist „Choco Co-Captain“ bei Tony’s Chocolonely. Sie führte uns durch die Unternehmenszentrale nahe dem Amsterdamer Westerpark und erklärte uns, wie Tony’s moderne Sklaverei in den Kakao-Lieferketten eliminieren will:
Steigerung des Bewusstseins für Sklaverei in der Kakaoindustrie: Die Schokoriegel sind in ungleiche Stücke unterteilt, um die Ungleichheit in der Schokolade-Lieferkette hervorzuheben.
Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe: Die für die Schokoladenherstellung verwendeten Kakaobohnen sind bis zum Anbau rückverfolgbar. Durch entsprechende Tools schafft Tony’s Transparenz auf allen Stufen der Lieferkette.
Zahlung von Höchstpreisen: Die Bauern erhalten angemessene Löhne und werden geschult, um Produktivität, Qualität und ökologisch nachhaltige Praktiken zu fördern.
Erweiterung des Netzwerkes: Tony’s ermutigt alle Schokoladenhersteller, Vertriebspartner und Einzelhändler, der ‚Open Chain‘ von Tony’s Chocolonely beizutreten, einer Partnerplattform, über die Wissen, Tools und Verhaltensregeln ausgetauscht werden.
Welche Lehren können andere Unternehmen für den Kampf gegen moderne Sklaverei in ihrer Lieferkette ziehen? Paul Schoenmakers, Head of Impact bei Tony’s Chocolonely, meint, dass es vor allem wichtig sei, die Lieferanten kennenzulernen. „Wir wissen von jedem verkauften Schokoriegel zu 100 %, woher der Kakao stammt. Denn wir sind der Meinung, dass man über ein stärkeres Problembewusstsein verfügt, wenn man eine direkte Beziehung zu den zuliefernden Kakaobauern hat“, sagt er. Im Vorjahr stieß Tony’s Chocolonely auf 268 Fälle von Kinderarbeit. „Wir sind sehr froh darüber, denn wir können ein Problem erst dann lösen, wenn wir damit konfrontiert sind“, so Paul Schoenmakers.
Unternehmerische Sozialverantwortung und Gewinnorientierung sind möglich
Dieses sechsminütige Video ist das erste einer Serie von drei Videos aus Amsterdam, die bald in unserem Blog erscheinen werden. Im Zuge der Reise haben wir mit Wirtschafts- und Investment-Fachleuten gesprochen. Aus ihrer Sicht ist es maßgeblich für den Unternehmenserfolg eine sozial verantwortliche Geschäftstätigkeit zu verfolgen. Es gibt zahlreiche triftige Gründe dafür – vielleicht wirbt aber niemand so überzeugend dafür wie Anne-Wil am Ende des Videos: „Ich denke, es ist natürlich für alle Unternehmen möglich, einen guten Zweck zu verfolgen und gleichzeitig Gewinne zu erwirtschaften. Man muss in der Welt zu einem positiven Wandel beitragen. Jedes Unternehmen braucht eine Mission, die Gutes bewirkt. Das ist unser Ziel, weil Gewinn ein Mittel und kein Zweck ist.“
Ist Ihr Unternehmen in der Lage, diese Ethik-Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig gewinnorientierte Stakeholder zufriedenzustellen?
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Chris Schneider war Associated Head of Sales bei der LexisNexis GmbH. Seit über acht Jahren ist er im Data & Analytics-Umfeld tätig und verfügt über einen großen Erfahrungsschatz hinsichtlich der Betreuung von Compliance-Projekten in der Finanz- und Bankenbranche. Er war bei zahlreichen Corporate-Projekten involviert.