Was wir aus dem Wirecard-Skandal lernen können – Lektionen für das Due Diligence Management

28.08.2020 von Chris Schneider

Nach mehrjährigen Recherchen durch die Financial Times1 räumte der deutsche Zahlungsabwickler und Finanzdienstleister Wirecard Ende Juni die Möglichkeit eines riesigen Bilanzbetrugs im Zusammenhang mit mutmaßlich fingierten Geschäftsaktivitäten in Südostasien ein. Dieser neueste Fall mutmaßlichen Fehlverhaltens unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit eines umfassenden Due-Diligence-Managements im Finanzdienstleistungssektor.

Wirecard Skandal

Wirecard: Der tiefe Fall nach Bekanntwerden der Finanzverbrechen

Aufgrund der laufenden Ermittlungen zu mutmaßlichen Betrugshandlungen beantragte Wirecard, eine Firma, die noch vor zwei Jahren als eines der erfolgreichsten Fintech-Unternehmen Europas gepriesen wurde, kürzlich Insolvenz. Nach seiner Gründung in München im Jahr 1999 erlangte das auf Zahlungsabwicklung spezialisierte Unternehmen mit seinem beständigen Wachstum schnell Bekanntheit. Es gewann das Vertrauen von Anlegern und Aufsichtsbehörden wie der BaFin, der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die 2019 die große Bedeutung von Wirecard für die deutsche Wirtschaft hervorhob.

Die aktuellen Anschuldigungen beziehen sich auf eine Bilanzfälschung, die das Fehlen von 1,9 Milliarden Euro in den Büchern von Wirecard verschleiern sollte. Die Investigativjournalisten der Financial Times legten den Schwerpunkt ihrer Recherchen auf die aufgeblähten Wirecard-Bilanzen der vergangenen Jahre, auf verschiedene Gerichtsverfahren und auf die Mitteilung des Wirtschaftsprüfungsgiganten EY von April, dass fragwürdige Buchhaltungspraktiken entdeckt worden seien.

Der rasante Aufstieg von Wirecard seit Beginn des neuen Jahrtausends hat sich nun in einen noch schnelleren Abstieg verwandelt. Die (ehemaligen) Führungskräfte der obersten Etage sehen sich mit zahlreichen gerichtlichen Ermittlungsverfahren in Deutschland und darüber hinaus konfrontiert.

Die Lehren daraus? Die Kosten von Sorgfaltspflichtverletzungen!

Es ist zu erwarten, dass der Wirecard-Skandal dauerhafte Auswirkungen auf den Finanzdienstleistungssektor in Europa und darüber hinaus haben wird. Als Reaktion darauf betonen nichtstaatliche Kontrollorganisationen wie Transparency International2 einmal mehr den Bedarf an einer Überarbeitung gesetzlicher Regelungen für die Finanzaufsicht sowie an einem Gesetz, das den umfassenden Schutz von Whistleblowern gewährleistet.

Die Fehlerkette, die zur Implosion von Wirecard geführt hat, kann auf einen systematischen Mangel an umfassendem Due-Diligence-Management zurückgeführt werden. Verschiedene Branchenexperten haben seither eine Reihe offensichtlicher Schwachstellen in der Buchführung aufgezeigt. Die Ausweitung des Geschäfts von Wirecard war für ein nachhaltiges Wachstum zu stark von Unternehmensübernahmen abhängig. Wirtschaftsprüfer haben offenbar die von den fragwürdigen Geschäftspraktiken herrührenden Risiken unterschätzt, was schließlich zu diesem rasanten Absturz führte.

Als erste Reaktion darauf schlägt Transparency International vor, dass Wirtschaftsprüfer für eine Verletzung ihrer Sorgfaltspflichten rechtlich zur Verantwortung gezogen werden können. Zusammen mit der ebenfalls von Transparency International geforderten Reform der Finanzaufsichtsbehörden könnte dies den Beginn eines grundlegenden Wandels des Finanzdienstleistungssektors einläuten.

Wie man Warnsignale für Korruptionsrisiken erkennt

Der Wirecard-Fall unterstreicht die Wichtigkeit eines umfassenden Due-Diligence-Managements für den Finanzdienstleistungssektor. Sowohl für Anleger als auch Stakeholder sollte eine Überprüfung der finanziellen Glaubwürdigkeit und Lebensfähigkeit eines Unternehmens eines der vordringlichsten Risikomanagement-Anliegen sein. Angesichts der rasanten Entwicklung und der globalen Spannweite des Finanzdienstleistungssektors kann es schwierig sein, mögliche Warnsignale , etwa aufgeblähter Bilanzen, frühzeitig zu erkennen.

Datengestützte Due-Diligence-Lösungen können Unternehmen bei der Verarbeitung dieser Warnsignale helfen und potenzielle Geschäftsrisiken reduzieren. Mithilfe eines datengesteuerten Due-Diligence-Ansatzes können Unternehmen eine 360-Grad-Risikobewertung entwickeln. Ob sich Unternehmen nun für eine Due-Diligence-Plattform von der Stange entscheiden oder risikobezogene Daten in ihre hauseigenen Systeme und Analyseanwendungen einspeisen, sie benötigen jedenfalls eine ganze Reihe von Quellen für allgemeine und negative Nachrichtenmeldungen, für Rechtsunterlagen, Pressemitteilungen, Geschäftsberichte sowie für PEP- und Sanktionslisten. Diese Quellen können wesentliche Einblicke in den Finanzdienstleistungssektor bieten und Unternehmen bei ihrem Due-Diligence-Management unterstützen.

Der jähe Absturz von Wirecard hat klargestellt, dass Anleger und Stakeholder eine gründliche Überprüfung der finanziellen Gesundheit eines Unternehmens vornehmen sowie die persönliche und berufliche Vorgeschichte involvierter Personen unter die Lupe nehmen müssen. Dies ist im aktuellen Fall offensichtlich unterblieben. Der Zugang zu umfassenden Daten aus aller Welt zusammen mit hochentwickelten KI-gestützten Tools sorgt für die nötige Transparenz, damit Sie potenziellen finanziellen Risiken entgegentreten und den Ruf Ihres Unternehmens wahren können.

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Finanzdienstleistungssektor von dem Wirecard-Schock erholt. Eine zukunftsweisende Reform der Finanzaufsichtsbehörden und erweiterte Due-Diligence-Verfahren zur Entschärfung ähnlicher Fälle in der Zukunft sollten zumindest zwei der Lehren sein, die daraus zu ziehen sind.

Das können Sie jetzt tun

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Quellen:

1. Wirecard: the timeline, ft.com, 25.06.2020.
2. Wirecard Scandal: Transparency Germany Calls For Reform For Reform Of Financial Supervision And Better Protection Of Whistleblowers, transparency.org, 07.07.2020.

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