Verbesserte Compliance durch regulatorische Technologie
08.02.2019 von Salvatore Saporito
Der Begriff ‚Regulatorische Technologie‘ (RegTech) beschreibt Technologie, die Unternehmen bei der Einhaltung zunehmender regulatorischer Anforderungen unterstützt. Banken beispielsweise werden 2019 verstärkt in RegTech investieren, da sie darin eine kostengünstige und effiziente Möglichkeit sehen, auf die wachsende Komplexität der Vorschriften rund um Geldwäschebekämpfung und KYC-Anforderungen zu reagieren.
Mehr Investitionen in RegTech
Bloomberg prognostiziert, dass die weltweiten Investitionen1 in Regulierungs-, Compliance- und Governance-Software im Jahr 2020 rund 120 Milliarden Dollar betragen werden. G2 erwartet für den Finanzdienstleistungssektor von 2017 bis 2020 eine Zunahme der RegTech-Investitionen2 um 500 Prozent. Der rasche Vormarsch von RegTech zeigt sich auch in der großen Anzahl der Start-up-Unternehmen, die entstanden sind, um diese Dienstleistungen anzubieten. Ein Bericht3 von Alvarez und Marsal belegt die jüngste „rasche Zunahme“ an RegTech-Start-ups und stellt fest, dass sich viele auf spezielle Produkte für einen einzigen Regelungsbereich konzentrieren, einschließlich Meldewesen, KYC und Marktüberwachung. „Wir denken, dass die gezielte Kostensenkung auch weiterhin ein wichtiger Innovationstreiber in der RegTech sein wird“, so Alvarez und Marsal.
Zunehmende Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden
Aufgrund des Einsatzes von RegTech in immer mehr Banken kann man davon ausgehen, dass die Finanzbehörden dieser neuen Technologie 2019 weltweit mehr Aufmerksamkeit schenken werden. Die britische Finanzmarktaufsichtsbehörde FCA und die Währungsbehörde von Singapur haben für Banken bereits Leitlinien für die Entwicklung neuer Technologien aufgestellt. In Zukunft werden mehr Regulierungsbehörden aktiv mit RegTech-Unternehmen und Banken zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Technologie zur Erfüllung der regulatorischen Anforderungen beiträgt. Die Australian Securities and Investments Commission hat zur Förderung der Zusammenarbeit mit Unternehmen ein Innovationszentrum eingerichtet und die Regulierungsbehörden in Singapur und Hongkong haben ähnliche Schritte gesetzt. Christopher Woolard, Direktor für Strategie und Wettbewerb bei der britischen Finanzmarktaufsichtsbehörde FCA: „Mit unserer RegTech-Arbeit möchten wir Innovationen und ihre Umsetzung in Technologien fördern und gemeinsam die Komplexitäten und Kosten der Regulierung auf neue und kreative Weise reduzieren“.
Triebfeder
Eine wichtige Triebfeder für den Aufstieg von RegTech ist, dass die regulatorischen Anforderungen an Finanzdienstleistungsunternehmen seit der Finanzkrise 2008, die zu beträchtlichen Vollzugsmaßnahmen führte, erheblich zugenommen haben. Die 20 größten Banken der Welt zahlten zwischen 2008 und 2015 Geldbußen4 in der Höhe von 235 Milliarden US-Dollar. Die Banken wurden 2018 mit einer weiteren Komplexität konfrontiert, als die Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO) neue Regeln für die Verwaltung von Kundendaten auferlegte. Als Antwort auf diesen Trend investierten Banken immer mehr in Compliance – JP Morgan und HSBC beschäftigten im Jahr 2013 zusätzlich 7.000 Compliance-Mitarbeiter. Aber RegTech bietet eine effizientere Möglichkeit, die ausufernden Vorschriften zu bewältigen.
RegTech-Auswirkungen durch den Brexit
Der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union im Jahr 2019 könnte für Banken, die in Großbritannien und Europa tätig sind, eine weitere Zunahme der regulatorischen Komplexität darstellen. Wenn Großbritannien neue Regeln einführt, die Auswirkungen auf die regulatorische Compliance im Bankensektor haben, werden wahrscheinlich mehr Banken zur Optimierung ihrer Prozesse ihre Zuflucht bei RegTech suchen. Beim diesjährigen RegTech-100-Ranking5 waren unter den 100 innovativsten RegTech-Unternehmen der Welt 30 britische RegTech-Unternehmen vertreten.
Erhebliche Kostensenkung durch RegTech bewiesen
Ein weiterer zunehmend wichtiger Faktor für die Beliebtheit von RegTech sind die deutlichen Anzeichen, dass diese Technologie eine beeindruckende Kapitalrentabilität bietet.RegTech-Firmen haben Fallstudien veröffentlicht, die das Kostensenkungspotenzial der Technologie belegen. Als die FinTech-Firma Fenergo von einer internationalen Investmentbank6 herangezogen wurde, stellte sie fest, dass der KYC-Kundenprüfungsprozess der Bank manuell durchgeführt wurde, was Tausende Mitarbeiterstunden in Anspruch nahm. Die Integrierung von RegTech-Software in den KYC-Prozess sorgte für eine höhere Effizienz und führte zu einer Verkürzung der Bearbeitungszeit um 37 Prozent.
Ein ähnliches Ergebnis erzielte IBM für die HypoVereinsbank, die nach der Automatisierung ihrer Verfahren zur Risiko- und Kontrollberichterstattung Effizienzsteigerungen von 33 Prozent verzeichnete. Die niederländische Bank Rabobank hat ein RegTech-Risikomanagementsystem7 eingeführt, das die 15-minütigen Compliance-Kontrollen auf nur drei Minuten reduzierte.
Da diese Fallstudien auch weiterverbreitet wurden, ist zu erwarten, dass weitere Banken folgen werden. Effizienzsteigerungen stellen jedoch nicht den einzigen Vorteil von RegTech dar. Die Automatisierung von Prozessen und die Ergänzung interner Daten um wichtige Compliance-relevante Datensätze wie Sanktionen und Watchlisten bieten Unternehmen die Möglichkeit, neue Erkenntnisse über Risiken zu gewinnen, Bedrohungen proaktiv zu managen und auf Informationsanfragen der Regulierungsbehörden einfacher zu reagieren. Wird sich Ihr Unternehmen 2019 der RegTech-Crowd anschließen?
Nächste Schritte
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Quellen:
1 How RegTech closes the gap between technology and financial services, bloomberg.com, 26.04.2017
2 Fintech Trends: 7 Things Disrupting Financial Technology in 2019, learn.g2crowd.com, 03.12.2018
3 STREAMLINING THE COMPLIANCE PROCESS – AN OVERVIEW OF REGTECH, alvarezandmarsal.com, 12.02.2018
4 20 global banks have paid $235bn in fines since the 2008 financial crisis, ibtimes.co.uk, 24.05.2015
5 How might Brexit affect the regtech industry?, mortgageintroducer.com, 29.11.2018
6 Optimizing KYC Client Reviews For Efficiency & Control, fenergo.com
7 Fintech Trends: 7 Things Disrupting Financial Technology in 2019, learn.g2crowd.com, 03.12.2018
Zur Person
Salvatore Saporito Team Leader Risk & Compliance Europe

Salvatore Saporito war mehr als sechzehn Jahre bei der LexisNexis GmbH tätig, unter anderem als Team Leader Risk & Compliance Europe. Er studierte an der Universität zu Köln Wirtschaftswissenschaften (Betriebswirtschaftslehre) mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann. Er ist Mitglied im Deutschen Institut für Compliance (DICO), dem Berufsverband der Compliance Manager (BCM), in der DGI Fachgruppe Compliance sowie im österreichischen Compliance Praxis Netzwerk. Salvatore Saporito ist regelmäßig Referent zum Thema Geschäftspartnerüberprüfung.
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