Russland-Ukraine-Konflikt: Wie die Medien über den Krieg berichten
14.04.2022 von Christian Walter
Hinweis: Es ist schwierig, die Anzahl der Berichte sowie die Reichweite und Stimmung der Medienberichterstattung innerhalb Russlands exakt zu messen, da viele Medien durch staatliche Nachrichtenagenturen kontrolliert werden und/oder aktuell Beschränkungen unterliegen.
Der Russland-Ukraine-Konflikt dominiert aktuell die internationale Berichterstattung. Zwischen dem 21. Februar und dem 16. März wurden weltweit mehr als 300.000 Berichte veröffentlicht, die über 1,28 Billionen Menschen erreichten. Angesichts der zugespitzten Lage lohnt es sich, einen detaillierteren Blick auf die Medienberichterstattung zu werfen: Um tiefere Einblicke zu gewinnen, haben wir am 16. März eine Nexis Newsdesk™-Suche zum Schlagwort „Russland-Ukraine-Konflikt” durchgeführt. Dabei werden mithilfe der SmartIndexing Technology™ von LexisNexis® neue Nachrichten automatisch nach tausenden themen-, orts- und personenbezogenen Begriffen kategorisiert. Die Ergebnisse haben wir dann mit Nexis Newsdesk™ eingehend analysiert. Das sind die Erkenntnisse:
Welche Themen stechen hervor?
Das Ausmaß der Medienberichterstattung erreichte einen absoluten Höhepunkt, als Russland am 24. Februar in die Ukraine einmarschierte. Der Großteil der über 56.000 erfassten Berichte drehte sich um den Einmarsch Russlands. Zu den weiteren Themen zählten unter anderem das sinkende Verbrauchervertrauen (Irish Examiner) und die steigenden Ölpreise (Trend News Agency, Aserbaidschan).
Auch zeigt sich, wie regionale, kulturelle, wirtschaftliche und geopolitische Unterschiede diese beeinflussen. Beispielsweise beziehen sich die Schlagzeilen in Kasachstan – das im Südosten an die Russische Föderation grenzt – vorwiegend auf die regionalen wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts, wie dieser Artikel von Kazakhstan Newsline zeigt. Die Berichterstattung in den USA konzentrierte sich dagegen weitgehend auf die Kritik an Präsident Wladimir Putin, wie in diesem Artikel der New York Times zu sehen ist.
Der zweite Höhepunkt der Berichterstattung folgte am 28. Februar mit der Veröffentlichung von 39.000 Berichten. Zu diesem Zeitpunkt berichteten die Medien nicht mehr nur über den Einmarsch, sondern vor allem über humanistische Themen sowie über größere makroökonomische Trends. Schlagzeilen gab es etwa über die Flüchtlinge aus Kiew (Intellinews, Ukraine), die Analysen zur Gefährdung der wirtschaftlichen Stabilität, die Prognosen über das Resettlement ukrainischer Flüchtlinge (Toronto Star), die laufenden Sanktionen gegenüber Russland und die Reaktionen der Staats- und Regierungschefs weltweit.
Der dritte Peak der Berichterstattung war am 7. März. Beinahe 25.000 Berichte wurden an diesem Tag erfasst, die sich um den Anstieg der Benzinpreise (New York Times) und verstärkte Bedenken in Bezug auf die Wirtschaft (Early Times, Indien) drehten.
Welche Personen werden genannt?
Die Präsidenten Wladimir Putin, Joe Biden und Wolodymyr Selenskyj werden am häufigsten in den Nachrichten zum Russland-Ukraine-Konflikt genannt. Mit dem britischen Premierminister Boris Johnson und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sind die Top 5 komplett.
Zahlreiche Schlagzeilen im Zusammenhang mit Diplomaten weisen eine tendenziell negative Stimmung auf. Eine Ausnahme bildet hier der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Über ihn wird etwas positiver berichtet als über die anderen Personen, die weltweit in den Medien vorkommen. Beinahe ein Drittel der einschlägigen Berichterstattung über ihn fällt tendenziell positiv aus.
In Zeiten des Krieges gibt es keine guten Nachrichten
Während – in der Theorie – die Berichterstattung immer neutral sein sollte, weisen 34% aller Meldungen zum Russland-Ukraine-Konflikte eine negative Tendenz auf. Zum Zeitpunkt des Abschlusses unserer Analyse drehten sich die neuesten Schlagzeilen unter anderen um
- Präsident Selenskyjs Hilfsappell an den US-Kongress (The New Zealand Herald)1,
- die Anordnung des Internationalen Strafgerichtshofs gegenüber Russland, die Invasion zu stoppen (The Guardian)2,
- Spekulationen darüber, was bei der Übernahme westlicher Unternehmen und Fabriken durch Russland geschehen würde (Deutsche Welle)3,
- Berichte über die Blockade von Facebook in Russland aufgrund sogenannter „Untimmigkeiten” (Newsweek)4 und
- Reaktionen auf die extremistischen Aufrufe zur Ermordung Putins (New York Magazine) durch die US-Senatorin Lindsey Graham5.
Es gibt jedoch auch hoffnungsvolle Berichte und solche über die Widerstandsfähigkeit der Menschen. Dazu zählt etwa ein Artikel vom 11. März über die Sicherheit und das Mitgefühl, welches ukrainische Flüchtlinge in Polen erleben (Yahoo!)6, der sich in unserer Analyse als der beliebteste erwies. Auch Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees, nutze seine Ausführungen bei der Eröffnungszeremonie dazu, um zu mehr „Dialog und Diplomatie und nicht Krieg und Hass“ aufzurufen (CBC Sports). Auf cleveland.com war zu lesen, dass die in der Stadt beliebten Elevation-Livemusikfestivals 100.000 US$ aufbringen möchten, um damit in der Ukraine humanitäre Hilfe zu leisten7. Die Nigerian Daily Post berichtete, dass Mr Eazi, Begründer der Banku-Musik, 5 Millionen Naira spendete, um in der Ukraine festsitzenden afrikanischen Studenten zu helfen.8
Neben großen Wohltätigkeitsorganisationen, Unternehmen oder Prominenten, reagierten auch viele Privatpersonen und boten Ihre Unterstützung für die Ukraine an.9 Dazu zählen über 4 Millionen Menschen aus 196 Ländern, die in solidarischer Weise Petitionen gegen das Vorgehen Russlands unterzeichneten.
Quellen:
1 Russia-Ukraine war: Putin has delivered a chilling warning to Russian 'traitors', Mariupol theatre bombed where hundreds had taken refuge, nzherald.co.nz, 16.03.2022
2 UN international court of justice orders Russia to halt invasion of Ukraine, theguardian.com, 16.03.2022
3 What happens if Russia takes over Western companies' stores and factories?, dw.com, 16.03.2022
4 Russia Blocks Facebook, Twitter Amid Crackdown on What It Calls Dissent, newsweek.com, 04.03.2022
5 Lindsey Graham’s Call for Putin’s Assassination Is Too Extreme for MTG, nymag.com, 04.03.2022
6 Ukrainian refugees find safety and compassion in Poland, yahoo.com, 11.03.2022
7 Elevation Festivals aim to raise $100,000 for Ukrainian relief efforts, cleveland.com, 16.03.2022
8 Russia-Ukraine war: Mr Eazi donates N5m to stranded Africans, dailypost.ng, 04.03.2022
9 Philanthropists Dig Deep, Use ‘Laser Focus’ for Relief Efforts in Ukraine, barrons.com, 04.03.2022
Zur Person
Christian Walter Business Development Manager
Christian Walter arbeitet seit 2012 bei LexisNexis und ist als Business Development Manager zuständig für Kunden in Deutschland. Der ausgebildete Bankkaufmann verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Informationsbranche.
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