Welche Themen interessieren Sie bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl am meisten? Ist es der ständig steigende Staatshaushalt? Oder doch der Schutz von Waffengesetzen? Jede Generation empfindet andere Themen als wichtig, je nachdem, in welchem Lebensabschnitt sie sich befindet. Die „Baby-Boomer" (geboren zwischen 1946 und 1964) empfinden die jetzige und künftige soziale Sicherheit als sehr wichtig. Aber wie sieht es mit der Millennium-Generation aus?
Andere Generation bedeutet andere Interessen
Zur Millennium-Generation gehören Personen, die zwischen den frühen 1980er und 2000er Jahren geboren wurden und heute zwischen 19 und 36 Jahre alt sind. Diese Generation ist mit 75,4 Millionen Menschen (das entspricht also fast 92 % der deutschen Bevölkerung) die weltweit umfangreichste.1
Laut einer Pew Research-Studie, vertreten Millennials eine liberalere Position gegenüber Themen wie der Legalisierung von Marihuana, der gleichgeschlechtlichen Ehe oder Immigrationsreform. Seit 2014 unterstützen 68 % der Millennials die gleichgeschlechtliche Ehe.2 Im Vergleich dazu sind es nur 55 % der Generation X (geburtenschwache Generation der Jahrgänge 1965 bis 1980) und 48 % der Baby-Boomer-Generation. Auch die Republikaner unter den Millennials unterstützen die gleichgeschlechtliche Ehe oder haben keine Meinung dazu. Gemäß Interviews von „Generation Progress" mit jungen Republikanern ist das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehe eine Verletzung des gottgegebenen Rechts eines jeden Amerikaners auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück.
So wie die soziale Sicherheit für die Baby-Boomers relevant ist, beschäftigt die Millennium-Generation eine finanzielle Sorge: hohe Studienkredite. Laut einer Studie der Pittsburgh Post-Gazette haben Millennials durchschnittliche Studienschulden in Höhe von 30.000 US-Dollar, fast das Doppelte der Schulden der vorigen Generation. 70 % aller Studenten müssen einen Bildungskredit für ihr Studium aufnehmen, was langfristige Auswirkungen mit sich zieht. So werden wichtige Meilensteine im Leben wie Hochzeit, Nachwuchs und das Sparen für die Rente immer weiter aufgeschoben. Und damit hören die Probleme nicht auf. 2014 lag die Arbeitslosenquote der amerikanischen 16- bis 24-Jährigen bei 13,6 %. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen in den USA lag zu der Zeit gerade einmal bei der Hälfte (6,2 %). Die Zahlen aus 2014 sind aber im Vergleich zu 2010 schon eine deutliche Verbesserung. 2010 erreichte die Quote der jungen Arbeitslosen nämlich einen Rekordwert von 19,6 %. In Anbetracht der Schuldenproblematik der Millennials ist es nicht überraschend, dass eine Umfrage von Public Policy Polling ergeben hat, dass Millennials eher einen Kandidaten wählen, der die Rückfinanzierung von Studienkrediten sowie freie Bildung unterstützt.
Wahlkampfthemen
Doch wie stark thematisieren die diesjährigen Kandidaten die Studienkredite und andere für die Millennials wichtige Bereiche?

Die mit LexisNexis Newsdesk® erstellte Analyse stellt die Prozentangaben der Themen grafisch dar, die Hillary Clinton und Donald Trump von Juli bis Oktober 2016 diskutiert haben. Darunter befinden sich Themen wie Abtreibung, Reglementierung von Waffenbesitz und Legalisierung von Marihuana. Die wichtigsten Themen im Oktober sind klar: Steuern, Immigration und Rassenfragen. Letzteres machte seit Juli 2016 13 % der diskutierten Themen aus, vor allem nach den kürzlichen Vorfällen in Charlotte, North Carolina. Im Vergleich dazu, ging es in 35 % der Diskussionen um Steuern. Allerdings ist die Anzahl der Meldungen über Steuern deshalb so stark angestiegen, weil die Steuerklärungen von Donald Trump seit der Präsidentschaftsdebatte am 26. September in den Fokus geraten sind und seitdem diskutiert und überprüft werden.
Doch was ist mit den Themen, die für die Millennials wichtig sind? All diese Themen zusammen, machen gerade einmal 10 % der Berichterstattung aus, obwohl 34 % der US-Bevölkerung zu den Millennials gehören. Bedeutet das, dass die Kandidaten diese Themen nicht als wichtig erachten? Haben sie entschieden, diese Themen außer Acht zu lassen, weil die Generation, die wahrscheinlich für sie stimmen wird, eine schlechte Wahlbeteiligung vorweist? Auch wenn niemand das klar beantworten kann, ist es doch sehr unwahrscheinlich.
Im aktuellen Kopf-an-Kopf-Rennen sollte beiden Kandidaten daran gelegen sein, auf alle Wählergruppen einzugehen. Unsere Medienbeobachtung wird zeigen, wie sich die Themen weiter entwickeln.
1 Pew Research Center, 25. April 2016: Millennials overtake Baby Boomers as America's largest generation
2 Pew Research Center, 07. März 2014: Chapter 2: Generations and Issues